Gibt es alte Themen, die dich nicht loslassen? Du hast bereits vieles in deinem Leben aufgearbeitet und angeschaut. Du meinst, jetzt hast du es kapiert. Und doch wirst du auf einmal eingeholt durch eine frühere Verletzung. Du bist genau so betroffen, wie in vergangenen Zeiten. Kommt dir das bekannt vor?
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Alte Themen kleben oft wie Pech und Schwefel.
Diese Redewendung „wie Pech und Schwefel“ geht auf die volkstümliche Vorstellung zurück, dass die Hölle aus Pech und Schwefel besteht. Diese Bedeutung ist in Vergessenheit geraten. Im heutigen Sprachgebrauch bedeutet es, dass etwas unerschütterlich zusammen hält.
Ich weiss nicht, wie es dir geht, solche negative Muster will ich möglichst schnell los werden. Jedes Mal, wenn diese alte Energie mir auf die Schulter klopft, hinterfrage ich meinen Weg und meine Fortschritte. Was löst es bei dir aus?
Einem alten Thema zu begegnen ist keineswegs ein Rückfall oder ein Zeichen, dass du nichts gelernt hast. Im Gegenteil, da hilft nur eins, wechsle deine Perspektive!
Ändere deinen Blickwinkel!
Den Aufruf den Blickwinkel zu ändern ist zweierlei. Einerseits die Vorstellung, dass wenn dir ein altes Muster begegnet, dies negativ ist. Andererseits kannst du bei jeder Begegnung neue Aspekte erkennen und das bringt dich weiter.
Folgendes Gedicht ist von Portia Nelson. Sie war eine amerikanische Sängerin, Autorin und Krebsüberlebende und zeigt auf, worum es geht.
Autobiographie in fünf Kapiteln
1.
Ich gehe die Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren….
Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.
2.
Ich gehe dieselbe Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am selben Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.
3.
Ich gehe dieselbe Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein…. – aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen, ich weiss, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.
4.
Ich gehe dieselbe Strasse entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.
5.
Ich gehe eine andere Strasse.
(Quelle: Das Tibetische Buch vom Leben und Sterben)
Vergleiche das Leben mit einer Spirale.
Stell dir einen Trichter vor. Innen drin ist eine Spirale. Langsam bewegst du dich in diesem Trichter hinauf. Du kommst immer wieder an den gleichen Punkt, allerdings hast du dich entwickelt. Du befindest dich auf einem höheren Niveau in der Spirale.
Dank deiner früheren Erfahrungen siehst du die Situation jetzt aus einem anderen Blickwinkel. Du reagierst anders und hast deshalb eine neue Situation. So kannst du dein Repertoire erweitern.
Irgendwann, wie im Gedicht, wirst du eine andere Strasse nehmen. Es ist nichts anderes als deinen Lernprozess.
Alte Muster befinden sich in tieferen Schichten.
Ein konkretes Beispiel macht es einfacher dies zu verstehen. Hannah, 40 Jahre alt, geschieden mit 3 Kindern hat bereits viele Herausforderungen gemeistert. Ihre Eltern hatten eine schlimme Beziehung und der Vater war gewalttätig. Mit 20 Jahren heiratete sie und ihr Ex war ebenso handgreiflich.
Sie hat sich über ein Jahrzehnt ihrem Schicksal gefügt. Irgendwann ging sie zu einem Coach und realisierte sich, dass diese Situation untragbar war. Sie entschied sich diesen Mann zu verlassen und sich ein neues Leben aufzubauen. Hannah hat jetzt null Toleranz gegenüber häuslicher Gewalt. Ihr neuer Partner ist liebevoll zu ihr und ihren Kinder. Sie haben eine tolle partnerschaftliche Beziehung.
Auf den ersten Blick hat sie dieses Thema gelöst. Allerdings hat Hannah bei der Arbeit ein Chef, der sehr abschätzend mit ihr redet. Sie versucht sich zu wehren, aber fragt sich zur gleichen Zeit, ob er nicht ein wenig Recht mit seinen Bemerkungen hat. Sie erbringt eine gute Leistung und erwartet dafür kein Lob.
Sie missachtet körperliche Warnsignale, um ihre Aufgabe möglichst gut zu erledigen und es reicht noch immer nicht. Hannah überschreitet ihre Grenzen ständig bis gar nichts mehr geht.
Sie sucht sich unbewusst Situationen, die ihr nicht gut tun und sie mit diesem Thema konfrontieren. Sie benötigt ein wenig Zeit, bis sie erkennt was abläuft, analog der Autobiografie in 5 Kapiteln.
Einige der Mustern, die sich hier zeigen.
Vielleicht erkennst du bei dir einige Hannah’s Themen.
- Hannah hält vieles aus bis sie reagiert. Sowohl in ihrer alten Beziehung, wie bei der Arbeit und auch auf körperlicher Ebene.
- Sie sucht den Fehler erstmals bei sich. Sie hat hohe Ansprüche an ihre Leistungen.
- Vieles ist wichtiger, als ihre eigenen Bedürfnisse zu leben.
Jemand, der dich verbal angreift, übt Gewalt aus. Wenn du deine eigenen wichtigen Bedürfnisse nicht anerkennst und lebst, übst auch du eine subtile Form der Gewalt aus. Deinen Körper zu zwingen über seine Grenzen hinaus zu funktionieren, ist ebenso eine Art der Gewalt dir gegenüber. Lese dazu auch "Willst du mehr Zeit für dich?"
Welche Ebenen gibt es?
- Das Umfeld, Menschen und Umstände spiegeln deine nicht gelösten Spannungen.
- Unerwartete Ereignisse führen oft dazu, dass du aus deiner Komfortzone raus kommst.
- Dein Körper zeigt dir, wo du fest hängst. Mehr dazu hier.
- Deine Stimmungen sind ein gutes Barometer, um zu erkennen, was dir gut tut und was nicht.
7 Schritte zum Loslassen.
- Schaue hin und nimm deine Gefühle, Spannungen und Gedanken ernst.
- Verhalte dich mal anders und beobachte dich dabei.
- Das Kriterium, nach dem du dich richten solltest ist, wie geht es dir dabei.
- Du bist wichtig! Gehe liebevoll und respektvoll mit dir um.
- Nimm kleine Schritte. Fang bei einfachen Situationen an und steigere dich weiter.
- Wenn du mittendrin steckst, gehe einen Schritt zurück und schaue die Situation, wie von aussen an. Desto offener du bist, desto mehr Informationen du aufnehmen kannst.
- Trickse deine Gedanken aus und konzentriere dich auf deinen Atem. Langsam ein und langsam wieder aus. Bleib bei dir!
Weitere Informationen und Tipps findest du in folgendem Blog "Wie Loslassen gelingt" und "23 aussergewöhnliche Zitate zum Thema Loslassen".
Fazit:
Du kommst scheinbar immer wieder an den gleichen Punkt und trotzdem ist es eine neue Situation. Du hast in der Zwischenzeit andere Erfahrungen gemacht. Du kannst jetzt diese Situation mit anderen Augen betrachten und neue Erkenntnisse gewinnen.
Das Leben ist ein Lernprozess und es gibt kein richtig oder falsch. Bei manchen Hausaufgaben müssen wir länger üben, bis wir die Aufgabe verstehen. Genauso ist es mit deinen alten Mustern. Es ist nicht anderes, als eine neue Erfahrung in einem bekannten Kleid.